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Donaueschingen (D)

Das Leben ist wie ein gemeinsames Buch. Es gibt Lesende und Schreibende.

Erfahrungen vererben sich nicht – jeder muss sie allein machen.

(Kurt Tucholsky)

1997

Stift und Papier

Rotes Kreuz, Musik machen, Comics und zeichnen wie Harry

Es gibt Menschen, die glauben nicht daran, dass es eine höhere Macht bzw. eine Bestimmung für jeden von uns gibt. Und es gibt Menschen, die glauben nur das, was sie sehen und selbst erleben. Zu letzteren gehörte ich lange Zeit. Um die Dinge, die ich im Rettungsdienst erleben durfte, verarbeiten zu können, zeichnete ich mir die Finger wund – Comics von Kollegen und ausnahmsweise lustigen Situationen, Karrikaturen, Characters sowie Tonnen an Schriftzügen füllten mein Black-Book.

In der Zeit, in der auch einmal nichts passierte und man auf Abruf die Nacht über bereit stand, spielte ich Gitarre, baute Plastikmodellbausätze von alten Propellermaschinen, modernen Kampf-Jets, Rettungshubschraubern und zeichnete sie aus dem Kopf leidenschaftlich nach, bis ich sie freihand beherrschte.

1996

Alltag im Rettungsdienst

Rettungswache 4505 Donaueschingen (Blumberg, Furtwangen)

Die Arbeit im Rettungsdienst darf man sich gerne äusserst spektakulär vorstellen. Es hat von Allem etwas dabei – positiv wie auch negativ. Dass viel passiert bzw. immer passieren kann, stelle ich hier einmal ausser Frage. Meine Intention war den Rettungsdienst der Wehrpflicht vorzuziehen, zumal es schon immer mein Wunsch war, den Menschen nützlich zu sein – in einer angesehenen und respektablen Art, die einem im Gedächtnis bleibt und dadurch einen positiven Mehrwert schafft. So meldete ich mich im August 1996 dem Roten Kreuz und liess meinen lang ersehnten Jugendtraum – ein «Panavia Tornado Jet-Pilot» zu werden – schweren Herzens hinter mir.

Ich genoss im anschliessenden zwei Jahre andauerenden Zivildienst Deutschlands «schnellste» Ausbildung zum Rettungssanitäter nahe meiner Heimatstadt Donaueschingen (3 Monate Ausbildunsgzeit, davon 6 Wochen Anästhesie, Chirurgie und Innere Medizin). Alter Schwede! Mein Traumberuf schien vorerst gefunden zu sein. Mehr als 1 1/2 Jahre trotzte ich mit positiver Einstellung den vielen Dingen, die ich in dieser Zeit sehen und erleben durfte.

1995

Schulabschluss

Klassensprecher, Schulsprecher, in der Musik-AG bei Frau Kalchthaler und lange Haare. War noch was?

Beziehungstyp-Macher, gegenwartsorientiert, Wir-bezogen und totaler Heinz Erhardt Fan. Meine Mutter sagte immer zu meinem Vater: «Ach, lass ihn doch machen – wir hatten damals die Stones und er hat heute seine Rage Against The Machine und seine Ryker's oder wie die alle heissen...» Ich war auch einer derjenigen, der in den Mathestunden auf Karopapier das Malen schneller lernte, als die dämliche Differentialrechnung. Mathe war in dieser Zeit sowieso alles andere, als mein Fall. Dass ich das erst später (nach Abbruch des Wirtschaftsgymnasiums 1996) kapieren durfte, ist mir bis heute noch nicht klar. Sei's drum.

Heute habe ich das Fach-Abitur und liebe die Mathematik mit ihren kniffligen² Aufgaben. Zum Glück hatte ich zur Schulzeit noch Herrn Schlegel, den Englischlehrer, der seinem Namen als Musiker alle Ehre machte und mit mir stets über unsere geliebte Musik philosophierte. Musik ist und war schon immer mein «persönlicher Ruhepol».

²: In der Arithmetik versteht man unter dem Quadrat einer Zahl einen Term (Rechenausdruck), der die Multiplikation dieser Zahl mit sich selbst ausdrückt. Die Berechnung eines solchen Quadrates nennt man entsprechend Quadrieren. Als Symbol für das Quadrat einer Zahl wird eine hochgestellte Zwei verwendet.